Bonsai-Garten-Müller

Seit über 25 Jahren Ihr Bonsaifachhändler im Saarland

Tipps & Tricks

Die Meinung, dass Bonsai heikel und schwierig zu pflegen sind und oft schon einige Wochen nach dem Kauf eingehen, ist weit verbreitet. Zwar mag diese Ansicht aufgrund der negativen Erfahrungen die häufig dahinter stecken durchaus berechtigt sein, doch muss sie relativiert werden. Wenn ein Bonsai Probleme macht oder gar eingeht, ist dies nicht etwa ein unausweichliches Schicksal, sondern es gibt stets konkrete Ursachen dafür. Die Hauptprobleme sind erstens Unwissenheit und zweitens ein unlauteres Geschäftsgebaren, das manche Anbieter und Importeure von Bonsai an den Tag legen.

Bonsai werden nicht nur aus China und Japan, sondern auch aus Thailand, Taiwan, Korea und anderen tropischen und subtropischen Ländern importiert, in denen die Produktionskosten niedrig sind. Bei ihrer Ankunft in Europa haben diese Bäume oft eine monatelange Reise hinter sich, bei der sie in dunkle Container eingeschlossen waren und häufig nur unzureichend mit Feuchtigkeit versorgt wurden. So erleben sie zunächst einen richtigen Schock. Außerdem sind sie oft in blanken Lehmboden oder Kies eingepflanzt, der ohne tägliches Wässern sehr hart wird, was die Pflanzen ebenfalls schwächt. Manche Pflanzen sitzen auch in reinem Humusboden, der mit der Zeit unweigerlich zu Wurzelfäule oder zu Vertrocknen führt, wenn man sich als Bonsaianfänger noch nicht so auskennt mit dem Gießen.

Es gibt durchaus spezialisierte Bonsaianbieter, bei denen die neu angelieferten Pflanzen in ein durchlässiges Substrat wie beispielsweise AKADAMA oder LAVA eingepflanzt werden, das unserem Klima angemessen ist und in dem vor allem die Wurzeln wieder atmen können. Doch meistens trifft man auf Gartencenter, die Bonsai einkaufen oder importieren und sie sofort weiterverkaufen, ohne sie zuvor umzutopfen oder zumindest eine Zeit lang an unser Klima zu gewöhnen. In solchen Fällen ist der Tod des Bonsai meist vorprogrammiert. Auch bezüglich der Unwissenheit sind vor allem die Bonsaianbieter oder Gartencenter gemeint, die sich mit der Pflege dieser Pflanzen oft überhaupt nicht oder nur unzureichend auskennen. So werden z.B. auch sehr oft Freilandbonsai als Zimmerbonsai angeboten, was den unweigerlichen Tod der Pflanzen bei dann falschem Standort bedeuten würde. Oder es werden Bäume aus den Tropen angeboten, die für unser Klima überhaupt nicht geeignet sind. 

Daher sollte man Bonsai nur von Bonsaifachgeschäften beziehen und sich Pflegehinweise für die jeweilige Pflanze mitgeben lassen. Darüber hinaus sollte man darauf achten, dass das Substrat locker, das Laub saftig grün ist und die Triebspitzen zumindest Anzeichen von Wachstum zeigen. Nur so hat man die Gewissheit eine gesunde Pflanze erworben zu haben, die sich auch bereits an unser Klima gewöhnt hat. Alles Weitere hängt dann von der eigenen sorgfältigen Pflege des Bonsai ab.

Im Folgenden finden Sie alles Wichtige von uns zusammengefasst. Pflegeanleitungen zu den einzelnen Bonsaiarten finden Sie hier.

 • Der richtige Standort

Der beste Standort eines Bonsai, egal ob Indoor oder Outdoor (Outdoors gehören selbstverständlich immer ins Freie), ist im Sommer im Freien auf der Terrasse, auf dem Balkon oder an einem schönen Platz im Garten. Dort ist der Baum den Witterungseinflüssen Sonne, Wind und Regen ausgesetzt, die er braucht um sich richtig entwickeln zu können. Indoors können zwar im Zimmer gehalten werden, Bäume wie z.B. Chinesische Ulme entwickeln dann aber lange spießige Triebe, die man nicht in den Griff bekommt und sowieso abschneiden muss. Außerdem hat man in der Wohnung vor allem mit Spinnmilben und sonstigem Ungeziefer zu kämpfen. Am besten stellt man also solche Bäume im Frühjahr ins Freie und überwintert sie je nach Art an einem hellen Standort kühl oder etwas wärmer. Sie verlieren zwar dann meistens ihre Blätter, treiben aber dafür im Frühjahr umso schöner wieder aus. Auch Bäume aus den Tropen oder Subtropen können im Sommer im Freien stehen und im Winter hell im Zimmer überwintert werden.

Bitte achten Sie darauf, dass Laubbäume mit empfindlichen zarten Blättern wie z.B. Ahorn im Sommer nicht den ganzen Tag in der prallen Sonne stehen dürfen, da sonst unschöne Verbrennungen an den Blättern auftreten. Stellen Sie diese Bäume so auf, dass diese entweder nur die Morgensonne oder nur die Nachmittagssonne bekommen. Denken Sie auch daran diese Bäume rechtzeitig an die Sonne zu gewöhnen, d.h. sie bereits im zeitigen Frühjahr in die Sonne zu stellen, wenn diese noch nicht so stark ist. So können die Bäume Sonnen- und Schattenblätter bilden.

Folgende Arten sollten besser kühl (Temperaturen bis 10°C) überwintert werden:

Alle mediterranen Pflanzen (z.B. Baumheide, Granatapfel, Korkeiche, Maulbeere, Olive, Rosmarin, Steineibe, Steineiche, Steinlinde, Thymian, Zerreiche)
Alle Zitrusgewächse
Baum der 1000 Sterne oder Junischnee (Serissa foetida)
Chinesische Ulme (Ulmus parvifolia)
Falscher Tee (Sageretia theezans)
Feige (Ficus carica)
Goldzypresse (Cupressus macrocarpa ‚Goldcrest‘)
Kamelie (Carmelia japonica)

Folgende als Indoors angebotene Arten können warm (Temperaturen bis 23°C) überwintert werden:

Baumstammkirsche oder Jabuticaba (Myrciaria cauliflora)
Chinesischer Buchsbaum (Buxus harlandii)
Elefantenbaum (Portulacaria afra)
Feige (Ficus benjamini, nerifolia, panda, religiosa und andere)
Fukientee (Carmona microphylla)
Geldbaum (Crassula arborescens)
Liguster und Weißbunter Liguster (Ligustrum chinensis, japonicum, variegata)
Szechuanpfeffer (Zanthoxylum piperitum)
Taubenbeere (Duranta erecta, repens)
Zimmerazalee oder indische Azalee (Rhododendron simsii) 

Folgende als Outdoors angebotene Arten sollten im Winter vor strengem Frost und eisigen Winden geschützt werden (Temperaturen bis 5°C):

Alle einheimischen Arten (z.B. Buche, Birke, Eiche, Linde, Kastanie)
Alle japanischen Ahornarten (Acer palmatum, deshojo, seigen, kiyohime und andere)
Alle Satsuki Azaleen (Rhododendron indicum)
Kiefer (Pinus mugo, parviflora, pentaphylla, sylvestris und andere)
Wacholder (Juniperus chinensis, pfitzeriana und andere)

• Die richtige Substratmischung

Nicht überall wo Bonsaierde draufsteht ist auch Bonsaierde drin! Dies sagen wir auch immer wieder unseren Kunden, die uns dann für eine richtige Aufklärung stets dankbar sind. Vor allem diverse Baumärkte preisen „Bonsaierde“ an, die bei näherer Untersuchung nichts anderes ist als TKS 2. Dieses wiederum enthält zu viele Anteile an Humus und ist für die Kultivierung von Bonsai nicht geeignet. Vor allem entsteht dadurch sehr schnell Staunässe, woraus sich Wurzelfäule entwickelt. Der Baum ist dann meistens nicht mehr zu retten. Neben reiner Humuserde ist fester Lehmboden genauso schädlich, in dem die Pflanzen meistens sitzen wenn sie aus Thailand, China oder Korea importiert werden. Auch Lehmboden sollte schnellstens entfernt und der Baum in durchlässiges Substrat eingepflanzt werden. (Hinweis: Lehmboden ist nicht mit AKADAMA zu verwechseln. Dabei handelt es sich um gebrannten Lehm.)

Anstelle gekaufter „Bonsaierde“ aus dem Baumarkt, empfehlen wir Ihnen sich Ihr Substrat je nach Baumart selbst zu mischen. Ein Großteil der Pflanzen kann in unsere bewährte Mischung AKADAMA, LAVA und eine Handvoll KANUMA eingepflanzt werden. Azaleen hingegen sollten in reines KANUMA und Kiefern in eine Mischung aus KYRIU und AKADAMA gepflanzt werden. Ein Vorteil dieses Substrats ist seine Wasserdurchlässigkeit. Staunässe oder Wurzelfäule ist fast unmöglich. Auch können sich in diesem Substrat dank der Durchlässigkeit die Wurzeln gut entwickeln. Beachten Sie allerdings unbedingt unsere unten stehenden Angaben zum Wässern und Düngen!

• Umtopfen

Ein Bonsai sollte je nach Art und Größe der Schale nach zwei bis drei Jahren umgetopft werden. Das Verpflanzen ist vor allem dann nötig, wenn das Substrat ausgelaugt ist und der Baum schwächelt. Die richtige Zeit fürs Umtopfen ist das Frühjahr und der Herbst, wobei das Frühjahr eindeutig zu bevorzugen ist. Saß der Baum vorher in Humuserde oder Lehmboden, empfiehlt es sich ihn vorher mit einem Wasserschlauch gründlich auszuspülen.

Beim Umtopfen gehen Sie folgendermaßen vor: Zuerst legen Sie über die Abzugslöcher der Bonsaischale Abdecknetze und fixieren diese mit Draht (von oben durch die Löcher stecken und unter der Schale herumbiegen). Dies geschieht um ein hineinkrabbeln von Ungeziefer zu vermeiden und das das Substrat nicht herausrieselt. Danach füllen Sie eine Drainageschicht mit Ihrer Substratmischung (je nach Baumart AKADAMA, LAVA, KANUMA, KIRYU) in die Schale. Anschließend schneiden Sie bei Ihrem Bonsai die Wurzeln um ein bis zwei Drittel zurück. Setzen Sie den Baum aus optischen Gründen etwas links oder rechts versetzt in die Schale auf die Drainageschicht und füllen dann mit Ihrer Substratmischung die Zwischenräume auf. Bei runden Schalen wird der Baum in die Mitte gepflanzt. Stochern Sie nun alles mit einem Stäbchen gut fest. Der Baum muss fest in der Schale sitzen und darf nicht wackeln. Hierzu kann er mit einem Draht, der vorher durch die Abzugslöcher der Schale geführt wird, fest fixiert werden. Bei einigen Bonsaischalen sind zusätzliche Löcher um den Bonsai festzubinden bereits vorgesehen. Wässern Sie ihren Bonsai nach dem Umtopfen gründlich bis das Wasser und der im Substrat enthaltene Staub aus den Abzugslöchern der Schale hinausfließt.

• Gießen und Tauchen

Unsere Angaben zum Wässern und Düngen funktionieren nur, wenn Sie die oben genannte Mischung als Pflanz-Substrat verwenden. Sobald Sie Erde als Pflanz-Substrat mit untermischen oder gar pur verwenden sieht die Wässerung und Düngung völlig anders aus.

Ein Bonsai darf nie völlig austrocknen, weil sonst die feinen Wurzeln absterben würden. Die Erde sollte also zu jeder Jahreszeit leicht feucht sein (nicht nass). Beim Gießen überbraust man die Pflanze mit Regenwasser oder Leitungswasser und verwendet dazu eine sehr feine Brause, damit das Substrat nicht ausgeschwemmt wird. Gut geeignet sind hierfür auch Kolbenhubspritzen, weil diese sehr fein sprühen und dadurch nichts weggeschwemmt werden kann. Beim Überbrausen werden auch die Blätter von Staub gereinigt und die Luftfeuchtigkeit wird für einige Zeit erhöht. Wenn der Baum im Freien steht bei oben genannten Substrat täglich gießen (im Winter weniger) und zwar so lange bis das Wasser aus den Abzugslöchern der Schale heraustritt. An windigen und heißen Tagen gießen Sie am besten 2 x täglich. Steht der Baum ganzjährig im Haus reicht ein Gießen 1- bis 2-mal die Woche aus. Das Substrat sollte aber auch im Haus niemals ganz austrocknen.

Wenn der Baum dann doch einmal etwas trockener wie normal geworden ist, können Sie den Baum „tauchen“. Stellen Sie ihn dazu in eine Wanne, füllen Sie die Wanne mit Wasser bis unter den Schalenrand auf und lassen ihn vollsaugen. Dies nützt allerdings nichts mehr, wenn das Tauchen versehentlich über mehrere Tage vergessen wurde, weil dann die Wurzeln bereits tot sind und kein Wasser mehr aufnehmen können.

Denken Sie daran: Zu viel Wässern ist genauso schädlich wie zu wenig Wässern. Versuchen Sie stets eigene Erfahrungen zu sammeln und ein gesundes Mittelmaß zu finden.

• Düngen

Wenn Sie oben genanntes Substrat verwenden, düngen Sie öfter als normal. Wir Düngen von April bis Oktober alle 14 Tage mit organischem Flüssigdünger oder Universaldünger. BIO-GOLD als Dünger hat sich auch sehr gut etabliert und kann von uns nur empfohlen werden. BIO-GOLD vergeht langsam nach jeder Wassergabe. Um ein schönes Blattgrün zu erhalten düngen Sie ab und zu mit Eisendünger. Beachten Sie, dass blühende Azaleen während der Blüte nicht gedüngt werden.

Folgende Düngersorten können wir aus eigener Erfahrung empfehlen:

BIO-GOLD, organische Düngesteine zum Auflegen aus Japan
Eisendünger der Firma NEUDORFF oder SUBSTRAL, zur Förderung des Blattgrüns
HB-101 aus Japan, Vitalisierungsmittel
SAIDUNG ULTRA und PLUS, organisches Düngegranulat

• Schneiden, Drahten und Spannen von Ästen

Um die Wuchsform eines Bonsai zu erhalten, müssen Äste, Zweige und Triebe immer wieder zurück geschnitten werden. Die Häufigkeit des Schneidens richtet sich nach dem Wachstum der jeweiligen Art. Manche Bäume müssen nur einmal im Frühjahr, andere während der gesamten Wachstumsperiode bis in den Herbst hinein geschnitten werden, weil sie immer wieder neu austreiben. 

Eine weitere Methode um auf die Form eines Bonsai einzuwirken ist das Drahten. Hierzu wird der Stamm, die Äste und Zweige, die geformt werden sollen, spiralförmig mit Draht umwickelt. Wir empfehlen dabei eloxierten Aluminiumdraht aus China oder Japan zu verwenden. Den Draht wickelt man straff, aber nicht zu fest in gleichmäßigen Windungen von innen nach außen und bringt dann die Äste und Zweige behutsam in die gewünschte Richtung. Der Draht muss nach einiger Zeit wieder entfernt werden um ein Einwachsen zu vermeiden. Beim Spannen von Ästen wird ein Draht an einer Öse über der Erdoberfläche oder an einer stabilen Wurzel befestigt. Anschließend wird ein sogenannter Spanndraht an einem ausgesuchten Ast befestigt. Der Ast wird durch vorsichtiges herunterziehen mit dem Draht in die gewünschte Position gebracht und an der Öse bzw. der Wurzel befestigt.

Pauschal lässt sich schwer sagen wie geschnitten oder gedrahtet werden soll, da jeder Bonsai individuell ist und man hier schon mitten in der Bonsaigestaltung ist, die sehr vielfältig ist. Regelmäßig bieten wir Workshops an, in denen diese Themen besprochen werden. Im Zweifel wenden Sie sich an uns oder ihren lokalen Bonsaiarbeitskreis.